Sicher? Sicher.
Was heute unter „User Generated Recommendations für den Zero Moment of Truth“ beschrieben wird, lehrt die klassische strategische Marketingplanung als Abbau kognitiver Dissonanz. Am Beispiel erklärt: Spätestens, wenn der deutsche Sportwagen gekauft ist und der Tag der Abholung gekommen ist, fragt das Gewissen des nachhaltig handelnden Menschen beim Verlassen des Autohauses oder auf den ersten Metern bis in die heimische Garage nach dem tieferen Zweck dieses Lustkaufs.
Auf der Schulter sitzt meist die kleine Stimme:
"Was hätte man nicht auch sonst so mit dem vielen Geld anstellen können? Das Haus abbezahlen? Flüchtlingen oder Kriegsopfern spenden? Schulen bauen oder Kindern in Not helfen?"
Zum Glück haben die Marketing-Fachleute nicht nur im Super-Sportwagensegment an eine Antwort gedacht, zum richtigen Zeitpunkt, in der richtigen Tonalität und am richtigen Ort. Zu Hause angekommen geht meist der erste Griff ins Handschuhfach und zur Leder eingeschlagenen Betriebsanleitung. Wo fängt ein wertkonservativer Käufer eines 100K-Boliden an zu lesen? Richtig: vorne, Seite zwei. Dort steht in großen Lettern:
"Herzlichen Glückwunsch, Sie haben sich für ein deutsches Qualitätsprodukt entschieden."
Nicht nur der Marketing-Fachmann merkt sofort: Re-Insurance gekonnt geglĂĽckt!
Zweite Meinung.
So viel zur Vor-Internet-Zeit. Heute taucht diese kleine Stimme auf der rechten Schulter bereits vor dem Kauf auf, als letzte Barriere, die Marketing und Sales nehmen mĂĽssen.
Um den Zero Moment of Truth (ZMOT) zu verorten: Die stark vereinfachten Prozessschritte fangen mit der kreativen Idee für eine Promotion an. Daraus werden Werbemittel produziert und über Kanäle wie Media, Direct oder Social (TikTok, Instagram, LinkedIn) an die Zielgruppe ausgespielt. Das stimuliert die Zielgruppe zum Kauf.
Doch bevor Kunden zugreifen, ist der Blick ins Netz zum Usus geworden: Wie viele Likes hat das Produkt? Wer kennt es und empfiehlt es? Welche Erfahrungen teilen andere Käufer? Die Social Proof-Mechanik ist zentral für den ZMOT.
Empfehlung.
Die andere Seite der ZMOT-Medaille ist User Generated Content. Oder noch besser: User Generated Recommendations.
Wenn die richtige Person (bestenfalls Influencer) zur richtigen Zeit auf der richtigen Plattform (TikTok, Instagram, YouTube) die Empfehlung ausspricht und passende Hashtags sowie SEO-Begriffe nutzt, kann diese Empfehlung den Marketing-Motor auf 100 Oktan treiben.
Der Hebel ist so groß, dass viele Marken auf Influencer-Marketing setzen. Doch Vorsicht: Digitale Natives erkennen sehr schnell Marketing-Mechanismen. Marketing-Technologie und Algorithmen liefern hier Social Listening, Insights, Purchase Intent Analysen und Brand Tracking, um die Effektivität zu messen und auszuwerten. Wer mehr will, nutzt umfassendes MarTech: KI-gestützte Predictive Analytics, Customer Insights und Automatisierung, um aus ZMOT echte Ergebnisse zu generieren.
Der Kunde als Machtfaktor
Der Kunde von heute ist Art Director seiner Lieblingsmarken, (Micro-)Influencer und fachkundiger Kritiker zugleich. Spätestens, wenn ein Mercedes-Kunde im Forum nach Einstellungen in der Sitz- und Menüsteuerung recherchiert, wird klar: Der Tipping Point zur vollständigen Machtübernahme der Produktkommunikation durch den User ist erreicht.
Der Zero Moment of Truth bekommt damit eine neue, zentrale Bedeutung für das Marketing: Customer Centricity ist der einzige gangbare Weg, um Steuerungs- und Einflussmöglichkeiten im modernen Marketing zu bewahren.